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21. Oktober 2021

Kfz: Wettbewerb um (nachhaltigen) Flottenschutz nimmt Fahrt auf

Der Umstieg auf Elektro-Fahrzeuge liegt auch bei vielen Firmen stark im Trend. Doch die Versicherung der Stromer ist bisher nicht standardisiert. Für Makler ergeben sich Chancen, der Markt gerät wieder in Bewegung.

Ein grünes Image wird für Gewerbetreibende besonders wichtig – vor allem für ihre Kfz-Flotte. Denn dies ist in Stadt und Land sichtbares Aushängeschild für die Unternehmer. Beim Umstieg auf die E-Flotte kann der Vermittler helfen.

Auch Autoflotten sind wieder im Rennen. Zumindest bei den Kraftfahrzeugversicherern. „Die Assekuranzen haben großen Appetit auf Flottenrisiken", stellt Thomas Haukje, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) anlässlich der Jahrespressekonferenz fest. Es gebe wieder starken Wettbewerb, weil die Combined Ratio – also die Schaden-Kosten-Quote – bei vielen Flotten sehr gut sei. „Ich schätze, dass der Wettbewerb um Flotten bis zum Jahresende laufen wird", so Haukje. Zwar gilt auch bei Flotten in der Regel ein einmonatiges Kündigungsrecht bis zum 30.11. jeden Jahres. Doch das wird bei Flotten oft ausgesetzt.

Haukje, der hauptberuflich bei der Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG tätig ist, prognostiziert zudem, dass es wieder mehr Kapazitäten für Flotten gibt, weil Aussteiger, wie die HDI Globale zurück in diesem Markt sind. „Auch mehrjährige Verträge sind in der gewerblichen Flottenversicherung wieder in einem eingeschränkten Umfang möglich", weiß Melanie Frömming, Head of Motor Fleet beim Versicherungsmakler Aon Deutschland.

Flotten werden nachhaltig

Während die Assekuranzen um Flottenkunden buhlen, stellen diese gleichzeitig ihre Fuhrparks systematisch auf Nachhaltigkeit um. Das zeigt ein Blick in die Auswertung des Branchendienstes Dataforce für September 2021, der rund 56.500 Neuzulassungen für den „relevanten Flottenmarkt" feststellt. Hier übernahmen Elektro- und Plug-in-Hybride die Führung. Sie kamen laut Dataforce zusammen auf einen Marktanteil von 35 Prozent. Benziner liegen mit 34,1 Prozent auf Rang zwei und erstmals landen Dieselmotoren bei den Dienstwagen auf dem dritten Platz. Ihr Anteil schrumpfte auf 30,7 Prozent. Dataforce: „Eine wichtige Rolle spielt dabei Tesla". Seit September 2021 wird das Model Y ausgeliefert – mit hoher Nachfrage.

Der Flottenmarkt wird also elektrisch. Bei der Versicherung von E-Autos gibt es aber längst noch keinen Standard, der dann auf den bekannten Plattformen abgewickelt wird. Flottenkunden benötigen daher die Expertise eines Versicherungsmaklers, wenn sie sich optimal absichern wollen. Viele kleinere Flotten im Mittelstand und bei Gewerbetreibenden, sind zudem noch in der Ausschließlichkeit unter Vertrag. Gerade hier könnten Versicherungsmakler mit einem marktweiten Vergleich von E-Auto-Schutz punkten.

So können beispielsweise Handwerker, die einen Kleinflottentarif nutzen, vom derzeit starken Wettbewerb profitieren. Das zeigt eine Auswertung (siehe Tabelle). Versichert wurde ein fiktiver Fuhrpark von neun Fahrzeugen für einen Bauhandwerker. Der Unternehmer setzt auf Nachhaltigkeit. Alle Pkw sind Elektrofahrzeuge. Die Flotte umfasst zwei Geschäftsführerfahrzeuge Tesla Model 3; vier Mitarbeiter-Pkw VW ID.3 PURE sowie drei Lieferwagen Fiat Ducato. Die Autos sind per Kfz-Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung sowie für den Pannenfall mit einem Schutzbrief abgesichert.

Auf Neuwertersatz von Akku achten

*bei einigen Anbietern wurde die Schutzbriefprämie extra ausgewiesen. Sie ist dann in der Gesamtprämie enthalten. Versicherte "fiktive" Flotte: sechs Elektro-Pkw, drei Lieferwagen. 2 Geschäftsführerfahrzeuge Tesla Model 3; drei Lieferwagen Fiat Ducato; vier Mitarbeiterfahrzeuge VW ID.3 PURE, Versicherungsschutz. Haftpflicht und Vollkasko Selbstbeteiligung für Vollkasko 500 Euro; für Teilkasko 150 Euro, Schutzbrief; soweit möglich E-Baustein(e) für Elektrofahrzeuge; PKW sind Leasingwagen und erhalten GAP-Schutz.

Quelle: Blaeser & Kempermann Versicherungsmakler GmbH. Alle Tarife enthalten einen Schutzbrief, entschädigen jede Tierkollision und verzichten bei grob fahrlässigen Fahrfehlern sowie bei Neuteilen auf Abzüge. Stand 09/21

Zudem wurde spezieller E-Schutz in der Kaskoversicherung abgefragt. E-Zusatzleistungen erfassen beispielsweise den Ladevorgang. Gerade hier ist der Rat eines Experten, der den Markt überschauen kann, besonders notwendig. Grund: Die Leistungen für E-Autos unterscheiden sich teilweise noch deutlich. Das gilt etwa für das Herzstück des E-Autos, den Akku. Meist bieten die Assekuranzen in der Vollkaskoversicherung einen All-Risk-Schutz (Allgefahren-Schutz). Dann ist der Akku gegen Beschädigung, Zerstörung oder Verlust abgesichert. Man muss aber weiterhin beim Extra-E-Schutz auf einen zeitweiligen Neuwertersatz für den Akku achten. Den bietet die Allianz seit Oktober 2021. Bisher gab es für jedes Betriebsjahr einen Abzug von 10 Prozent, wenn nach einem Schaden ein neuer Akku eingebaut wurde. Jetzt folgt die Allianz dem Trend zur höheren Absicherung von E-Autos in der Kaskoversicherung und hat den „bösen Haken"-Abzug „neu für alt" ausgemerzt.

Bei der Allianz gilt künftig im Tarif „Premium" für den Akku eine Neuwertentschädigung von 36 Monaten, im Tarif Komfort sind es immerhin noch 24 Monate. Auch andere Versicherer bieten temporär vollen Akkuschutz. 36 Monate sind es bei der HUK-Coburg im Tarif „Kasko-Plus", bei der Axa im Tarif "mobil komfort Premium-Schutz" sowie bei der Cosmos im "Comfort-Schutz". Demgegenüber gilt bei der R+V im Tarif "Premium" nur eine Frist von 30 Monaten und bei der Ergo im Tarif "Best" sowie bei der Württembergischen im „PremiumSchutz" 24 Monate. Laut dem Allianzzentrum für Technik (AZT) macht der Preis des Akkus oft 30 Prozent des Fahrzeugwertes aus. Je älter das Fahrzeug wird, desto höher steigt der Anteil, wenn der Akku ersetzt werden muss.

In der Musterrechnung verlangt die Württembergische bei guten Leistungen für den Flottenschutz rund 5.000 Euro weniger als die Allianz. Der Sparvorteil liegt damit bei über 38 Prozent. Die Beispielrechnung arbeitet aber mit hohen Standardwerten, die es so in der Realität im gewerblichen Geschäft gar nicht gibt. In der Praxis können die Kunden die Prämie oft individuell aushandeln. Entscheidend ist in der Regel die Schadenhistorie der vergangenen drei Jahre.

Nachlässe bei Prämien möglich

Doch auch die Qualität der Kundenverbindung – falls es mehrere Verträge bei einem Versicherer gibt – könnte ein wichtiges Argument sein, um beim Flottenschutz eine lukrative Prämie zu erzielen. Noch mehr Verhandlungsspielraum haben große Unternehmen, die mit zehn und mehr Fahrzeugen den Kleinflottenbereich verlassen können. Bei der „normalen" Flottenpolice kann beispielsweise ein bestimmtes Risk-Management vereinbart werden, das die Zahl der Schäden senkt.

Schon im Voraus gibt es dann für die Präventionsmaßnahmen Nachlässe bei der Prämie. Möglich sind sogenannte Gewinnmodelle. Bleiben die Schäden im Laufe des Jahres unter einer bestimmten Marke, erstattet der Versicherer schon vorzeitig Geld zurück. Bei sehr großen Flotten ist sogar neben der üblichen Selbstbeteiligung für die Kasko eine Eigenbeteiligung an jedem Haftpflichtschaden möglich. Wer selbst ins Risiko geht, zahlt weniger Beitrag und damit automatisch weniger Versicherungssteuer.

Von
Uwe Schmidt-Kasparek - Berater Versicherungen - Top News

Foto: Adobe Stock/Alexander Limbach
Quelle: Versicherungsbote